Der Traum vom Anderssein, getaucht in zumeist unbehagliche und unheimliche Songszenarien, garniert mit der textlichen Direktheit, die Max Müller zu eigen ist. Was haben wir auch erwartet von Mutter, dieser seltsamen Band, die seit Jahrzehnten als eine Art unbequemer Geist durch die deutschsprachige Rocklandschaft wandelt. Nach dem recht griffigen Vorgängeralbum "Text und Musik" ist das neue Album wieder von harten Noiserockgitarrenwänden durchzogen, die auch schonmal zäh wie Lava fliessen, flankiert von bisweilen auch Gesangseffekten auf der Stimme von Max Müller, der durchaus auch mal wüst unterwegs ist hier. Die Zeit wird langsam knapper, auch für die Berliner Band, die es seit 1986 gibt, ein echtes Unikat in der deutschen Musiklandschaft. Als Max Müller kürzlich in einem Interview zu berichten wusste, dass das beliebteste Passwort der Deutschen „Hallo 123“ sei, und dass das auch ein guter Bandname wäre, meinte der Interviewer fassungslos: „Das Genie, das Mutter als Bandnamen erfand, findet Hallo 123 gelungen? Jetzt bin ich, ehrlich gesagt, ein bisschen enttäuscht." Und Max Müller, der Konflikte stets zu vermeiden sucht, fühlte sich sogleich bemüßigt ihn zu beruhigen: "Musst nicht enttäuscht sein, mein Freund, ursprünglich wollten wir uns Butter nennen, aber alle haben immer nur Mutter verstanden." Diese Schnurre der Beiläufigkeit fasst die Bedeutung der Band Mutter seit jeher in der Deutschen Musiklandschaft sehr gut zusammen, die Missverständnisse, die Erwartungen, ja, die Hoffnung als Heilsbringer, aber was, wenn Mutter sich weigert, diese Erwartungen zu erfüllen? *Die eigene Gesellschaft